Internationaler Frauentag

Internationaler Frauentag

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Inhaltsverzeichnis

  • Who run the world – girls?
  • Weit weg von Gleichberechtigung
  • Wie aus einer Arbeiterinnen Bewegung der Internationale Frauentag wurde
  • Das Mysterium um den 8. März
  • Der Weltfrauentag heute
  • Frauen laufen in Österreich
  • Baustellen der Zukunft
  • Who run the world? All genders do equally.

Who run the world – girls?

Nein. Es ist nicht so wie im Song von Beyonce, dass “girls” die Welt leiten. In sehr vielen Bereichen und in sehr vielen Ländern haben Männer bis heute das Sagen – auch in Österreich.

Männer verdienen mehr, sitzen in den Chefetagen und kümmern sich nicht um pflegebedürftige Angehörige. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, gehen jedes Jahr Menschen am 8. März auf die Straße, um den Internationalen Frauentag, auch Weltfrauentag genannt, zu begehen.

Weit weg von Gleichberechtigung

Dass Frauen heute Auto fahren, studieren oder wählen gehen dürfen erscheint uns in Österreich selbstverständlich – das war es aber lange nicht und ist es in einigen Ländern bis heute nicht.

Über viele Generationen hinweg haben Frauen für diese Rechte kämpfen müssen. Das Ziel des Weltfrauentags ist auch heute noch, auf fehlende Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Nach wie vor verdienen Frauen in den allermeisten Ländern weniger als Männer, in den wenigstens großen Firmen steht eine Frau an der Spitze, Frauen werden oft schief angeschaut, wenn sie sich für eine Karriere statt für eine Familie entscheiden, sie pflegen öfter unbezahlt Angehörige, zudem sind Frauen häufiger Opfer von häuslicher Gewalt und Sexualstraftaten.

In einigen Ländern dürfen Frauen ohne die Zustimmung ihres männlichen Vormunds nicht einmal heiraten. Für all diese Missstände soll beim Weltfrauentag Aufmerksamkeit geschaffen werden.

Wie aus einer Arbeiterinnen Bewegung der Internationale Frauentag wurde

Den Weltfrauentag gibt es seit mehr als 100 Jahren. Die Geschichte beginnt 1908 in den USA, als die Sozialistische Partei Amerikas (Socialist Party of America, SPA) zum ersten Mal einen Frauentag ins Leben rief.

Dieser sollte immer am letzten Sonntag im Februar stattfinden, erstmals also am 28.2.1909. Dieser Tag sollte auch an den Streik der Hemden-Näherinnen 1908 erinnern, die gegen die schlechten Arbeitsbedingungen protestiert hatten. Eines der Ziele war es, mit gemeinsamer lauter Stimme das Frauenwahlrecht zu fordern.

Da dieser Tag in den USA ein voller Erfolg war, wurde die Idee recht schnell in die Welt getragen. Bereits 1910 wurde sie auf der Frauenkonferenz der Sozialistischen Internationalen in Kopenhagen vorgestellt. 100 Frauen aus 17 Ländern stimmten für den Vorschlag. Besonders engagiert waren die Deutsche Clara Zetkin und Käte Duncker, die mit dem Slogan “Keine Frauenrechte, sondern Menschenrechte” für den Frauentag geworben hatten.

  • Am 19. März 1911, dem ersten Internationalen Frauentag, forderten etwa eine Million Menschen aus Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz und Dänemark das Wahlrecht für Frauen, die gleichen Arbeitsbedingungen wie Männer und eine größere Beteiligung in der Politik. In Wien demonstrierten dafür rund 20.000 Menschen auf der Wiener Ringstraße. Außer in Finnland durften zu diesem Zeitpunkt in keinem Land Frauen wählen. In Österreich wurde den Frauen dieses Recht 1918 zugestanden, ebenso in Deutschland, Polen und Russland.
  • 1913 und 1914 wandelte sich der Frauentag zu einem Anti-Kriegs-Protesttag. In dieser Zeit schlossen sich auch die russischen Frauen der Bewegung an.
  • 1975 erklärte die UNO im Rahmen des Frauenjahres den 8. März zum Internationalen Frauentag (International Women’s Day IWD). Zwei Jahre später verabschiedete die UN-Generalversammlung eine UN-Resolution, in der sie alle Staaten darum bat, einen Tag im Jahr zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ zu erklären. In 26 Ländern ist der Weltfrauentag heute ein Feiertag, unter anderem in Russland, Nepal und Sambia. Besonders wichtig ist der Weltfrauentag in lateinamerikanischen Ländern, bei denen auf großen Demonstrationen vor allem gegen die hohe Zahl an Frauenmorden und für die Abschaffung des Abtreibungsverbots demonstriert wird. Nicht selten haben die Demonstrationen in diesen Ländern in den großen Städten über 100.000 TeilnehmerInnen.

Das Mysterium um den 8. März

Bis heute ist nicht ganz geklärt, warum ausgerechten der 8. März zum Weltfrauentag geworden ist.

  • Eine Version besagt, dass am 8. März 1917, nach dem damaligen julianischen Kalender der 23. Februar, Frauen in Russland protestierten und so die Februarrevolution auslösten.
  • In einer anderen Version ist Lenin für die Auswahl des Datums verantwortlich, der, nach der Aufforderung durch die russischen Revolutionärin Alexandra Kollontaj, im Jahr 1921 den 8. März zum Internationalen Frauentag erklärte.
  • Eine dritte Variante verweist auf den 8. März 1857, an dem Textilarbeiterinnen in New York streikten.

Ob dieser Streik aber überhaupt stattgefunden hat, bleibt unter Historikern und Historikerinnen bis heute umstritten – unter anderem, weil der besagte Tag ein Sonntag war. Eine vierte Version geht auf den 8. März 1908 zurück, an dem die erwähnten Hemdennäherinnen in den USA für bessere Arbeitsbedingungen streikten.

Egal, welcher Version man Glauben schenken möchte: Der Wurzeln des Weltfrauentags liegen in jedem Fall starke Frauen zu Grunde, die sich gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung auflehnten und ihre Rechte forderten.

Der Weltfrauentag heute

In vielen Städten in Europa und in der ganzen Welt wird der Internationale Frauentag gefeiert.

Auch in österreichischen Städten gibt es jedes Jahr ein vielfältiges Angebot, das Spaß machen, aber auch zum Nachdenken anregen soll. In Graz gab es 2018, der besondere Anlass war 100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich, beispielsweise einen abwechslungsreichen Rückblick auf das vergangene Jahrhundert. Was hat sich seit der Einführung des Frauenwahlrechts getan? Welche Pionierinnen gab es speziell in Graz, die sich für die Gleichstellung von Frau und Mann eingesetzt haben? Wie sollte es weiter gehen und welche Baustellen gibt es aktuell noch?

Diesen und vielen weiteren Fragen wurde unter anderem in offenen Diskussionen, einem Frauenstadtspaziergang, einem Frauenfrühstück, Ausstellungen und dem Women’s Action Forum nachgegangen.

Sowohl in Wien als auch in Graz gibt es am Internationalen Frauentag eine Demonstration, die auf die Missstände bezüglich der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau aufmerksam machen soll. Sie richten sich nicht nur an Österreich, sondern wollen auf Missstände in der ganzen Welt hinweisen. Zudem gibt es in beiden Städten diverse Veranstaltungen rund um den Weltfrauentag. In Wien laden beispielsweise alle Bundesparteien zu unterschiedlichen Veranstaltungen ein, um das Thema Gleichberechtigung in den Fokus zu rücken. Auch gibt es spezielle Konzerte, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen, in der der Stand der Frau in der Gesellschaft im Zentrum steht. Im Rathaus findet der Wiener Frauentag statt, die Universität veranstaltet verschiedene Events rund um das Thema Frauenrechte.

In Graz ist vor allem das Women’s Action Forum erwähnenswert. Dieses hat natürlich besonders viele Veranstaltungen rund um den 8. März, aber auch alle weiteren 364 Tage im Jahr gibt es hier unterschiedlichste Events, zum Beispiel Ausstellungen, Führungen und Lehrgänge, rund um die Themen Feminismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Geschlechterstereotype. Im Forum werden KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus verschiedenen Institutionen, Einrichtungen und Initiativen mit allen, die sich für die Themen interessieren, zusammengebracht.

Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat sich das Women’s Action Forum mit anderen Vereinen, Veranstaltern und Organisationen zusammengeschlossen und ein vielfältiges Programm gestaltet.

Auch der ORF macht ein Special zum Weltfrauentag und bringt so mediale Aufmerksamkeit. Den ganzen Tag werden Filme, Dokumentationen und Reportagen mit starken weiblichen Persönlichkeiten gezeigt und Frauenthemen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Die ORF-Radiosender senden an diesem Tag mit den “EBU Women in Music Days” Werke von Musikerinnen, Dirigentinnen und Komponistinnen und widmen sich in den verschiedenen Sendern auf unterschiedliche Weise der Chancengleichheit von Frau und Mann in Österreich.

Frauen laufen in Österreich

In ganz Österreich laufen Frauen in der Laufsaison auf Frauenläufen. In Wien findet der Frauenlauf im Mai statt. Er entsprang der Idee von Ilse Dippmann, die Anfang der 1980er mit dem Laufen anfing – damals war es in Österreich noch sehr ungewöhnlich, dass Frauen Laufsport betrieben. Auf ihrer Reise nach New York, wo sie ihren ersten Marathon laufen wollte, kam ihr durch die vielen durch den Central Park joggenden Frauen die Idee, Frauen in Österreich zum Laufen zu motivieren. 1988 war es dann soweit: 440 Pionierinnen liefen durch den Schlosspark Laxenburg – ein voller Erfolg. Der erste Frauenlauf Österreichs war geboren.

Ebenfalls in Wien, im April, findet der Frauen Fun Run statt. Besonders sportlich wird es im fünften Monat des Jahres: der Innviertler Frauenlauf in Waldzell, der Salzburger Frauenlauf, der Bodensee Frauenlauf in Bregenz, der Ladies Run Graz und der Womens Trail in Zell am See finden alle im Mai statt. Im Juni geht es weiter mit dem Linzer Frauenlauf und dem Tiroler Frauenlauf in Innsbruck. Die Saison wird mit dem NÖ Frauenlauf in St. Pölten und dem Burgenländischen Frauenlauf in Bad Tatzmannsdorf im September beendet.

Baustellen der Zukunft

Obwohl es in Österreich seit nun über 100 Jahren ein Frauenwahlrecht gibt, bewegt sich die Gesellschaft noch zu langsam in Richtung einer wirklichen Gleichberechtigung. Bewegungen wie die um den Hashtag #metoo und die damit verbundene Fülle an Opfern, die den sexuellen Missbrauch oder die sexueller Belästigung in die medial Aufmerksamkeit gerückt hat, zeigt, wie viele Frauen (und natürlich auch einige Männer) noch heute davon betroffen sind. Insbesondere macht die Bewegung darauf aufmerksam, dass sexuelle Gewalt auch in der westlichen Welt nach wie vor ein großes Problem darstellt, welches lange totgeschwiegen wurde. Umso wichtiger sind Prozesse und Verurteilungen wie die von Harvey Weinstein, die ein Signal senden, dass es sich bei sexuellen Übergriffen um Straftaten und keine kleinen Bagatelldelikte handelt. Viele Frauen trauen sich nach wie vor nicht Sexualstraftaten anzuzeigen, weil sie sich gedemütigt fühlen, ihnen von ihrem Umfeld oder der Justiz kein Glauben geschenkt wird oder der Straftäter aus der Familie oder dem Bekanntenkreis kommt. Unter anderem aus diesen Gründen ist die Dunkelziffer der Opfer von Sexualstraftaten Schätzungen zufolge sehr hoch. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass es einen regelrechten Anzeigensturm gab, also 2017 das Sexualstrafrecht in Österreich verschärft wurde.

Auch im Bereich der beruflichen Gleichberechtigung muss weiter Aufmerksamkeit geschaffen und diskutiert werden, wie mehr Frauen in Führungspositionen gebracht werden können. Ein Ansatz ist die Frauenquote, welche in Österreich bisher nur im öffentlichen Dienst existiert. Einen wichtigen Symbol für Gleichberechtigung ist die aktuelle Geschlechterzusammensetzung der Türkis-Grüne Regierung. Im Nationalrat sitzen momentan (Stand 25.3.2020) 39,34% Frauen. Dies ist der bisher höchste Frauenanteil in der Geschichte des Nationalrats. Auch der Anteil an Ministerposten, die mit Frauen besetzt sind, ist mit 8 von 15 (53,3%) der höchste der Geschichte.

Anders sieht es in den Führungspositionen der großen Unternehmen in Österreich aus. 2018 waren nur 8,4% Frauen, der Anteil an weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern lag bei 18,4%. Bei börsennotierten Unternehmen ist der Anteil noch geringer – und das, obwohl Frauen so gut ausgebildet sind wie nie zuvor. Diese extreme Geschlechterverteilung spiegelt sich auch um durchschnittlichen Verdienst von Frauen in Österreich wider. 2017 verdienten Frauen im Schnitt fast 20% weniger als Männer (Gender Pay Gap). Die Zahl ist seit 2007 zwar gesunken, sie liegt aber nach wie vor über dem EU-Durchschnitt. Ein weiterer wichtiger Faktor für diese Diskrepanz ist, dass Frauen häufig in Teilzeit beschäftigt sind, weil sie sich um die Kinder kümmern oder Angehörige pflegen.

International wird am Weltfrauentag vor allem auf Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht. Zwangsheirat, Genitalverstümmelungen, Frauenhandel und Ehrenmorde sind nur einige Beispiele dafür, womit Frauen in einigen Ländern konfrontiert sind. Ein extremes Beispiel für fehlende Frauenrechte ist Saudi-Arabien. Auch, wenn das Königreich Frauen inzwischen einiges erlaubt, was bis vor Kurzem noch verboten war, etwa das Autofahren oder das Reisen ohne Erlaubnis des Mannes, ist es noch weit entfernt von Gleichberechtigung. Frauen sind beispielsweise bis heute von Wahlen auf nationaler Ebene ausgeschlossen, sie brauchen die Zustimmung ihres männlichen Vormunds, um aus dem Gefängnis entlassen zu werden, zu heiraten, oder, was besonders perfide ist, ein Heim für missbrauchte Frauen zu verlassen. Zudem werden in Saudi-Arabien Frauenrechtlerinnen häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesperrt, momentan befinden sich beispielsweise die Feministin Nassima al-Sadah ohne Anklage oder Gerichtsprozess in Haft.

Auch in anderen Ländern ist das Frauenwahlrecht bis heute keine Selbstverständlichkeit. In Bhutan beispielsweise hat jede Familie bei Wahlen nur eine Stimme, dadurch sind Frauen hier häufig von Wahlen ausgeschlossen. Im Libanon dürfen Frauen nur mit einem gewissen Bildungsgrad wählen. Für Männer gilt diese Beschränkung nicht, darüber hinaus besteht für sie sogar eine Wahlpflicht.

Who run the world? All genders do equally.

Von Zuständen wie in Saudi-Arabien ist Österreich, auch durch den Kampf der Arbeiterinnen, weit entfernt. Aktuelle Themen gibt es dennoch viele und damit viele Gründe, den Weltfrauentag am 8. März zu begehen. Er ist eine weltweite Bewegung geworden, immer mehr Frauen auf der ganzen Welt fordern Gleichberechtigung und machen auf Missstände aufmerksam. Dass Frauen in der heutigen Gesellschaft auch in Österreich in einigen Bereichen noch diskriminiert werden, darauf muss aufmerksam gemacht werden. Seit 1908 ist die Gesellschaft weit gekommen, aber nach wie vor liegt ein weiter Weg zur vollständigen Gleichberechtigung vor uns. Und hoffentlich können wir dann irgendwann sagen: Who run the world? All genders do equally.

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